KFA Ostthüringen
Kreisfußballausschuss Ostthüringen
Dienstag, 11 Januar 2022 12:45

Nach 22 Jahren wieder oben

geschrieben von Manfred Malinka

Interview der Woche. Wieder mal ein Geraer in der Fußball-Bundesliga. Jens Seeger beobachtet talentierte Schiedsrichter von der Frauen- und Junioren-Bundesliga bis in die Regionalliga der Männer.

 

Der Geraer Jens Seeger war einst Fußball-Schiedsrichter der Regionalliga. Begonnen mit dem SR-Dasein hatte er 1985 bei der SG Dynamo Gera, wechselte mit der Wende zum TSV 1880 Zwötzen und ist heute Mitglied beim TSV Westvororte. Bis in die dritthöchste deutsche Spielklasse hatte den heute 52-Jährigen sein Weg geführt, ehe dort mit 30 Jahren Schluss war und er heute aber wieder dort angekommen ist. Mittlerweile aber viertklassig, ist der als Sachgebietsleiter Anschlusswesen/Verbandsarbeit beim Zweckverband Wasser/Abwasser Mittleres Elstertal arbeitende gebürtige Pasewalker als Schiedsrichter-Beobachter in dieser Spielkasse, sowie der Junioren- und Frauen-Bundesliga in Berlin, Leipzig, Jena, Meuselwitz, Auerbach, Dresden, Babelsberg oder Plauen unterwegs. Der Thüringer Fußball-Verband hat kürzlich eine neue überarbeitete Qualifizierungsrichtlinie für Beobachter beschlossen. Diese nimmt Manfred Malinka zum Anlass, über das Beobachtungswesen in Ostthüringen im Allgemeinen und über Jens Seeger, den ranghöchsten Beobachter im Fußballkreis und damit auch am höchsten eingestuften aktiven Schiedsrichter im Territorium, zu sprechen.

schiribeobachterSie sind einer von zehn Beobachtern, die im Fußballkreis Ostthüringen beheimatet sind, sind der am höchsten Eingestufte. Wie viele Beobachtungen hatten Sie in dieser Saison, Ihrer vierten in der Regionalliga, bisher? Waren Sie mit den zu beobachtenden Referees zufrieden oder gab es Mängel?

In der ersten Halbserie waren es sechs Spiele in der Regionalliga. Mit den gezeigten Leistungen war ich sehr zufrieden. Gravierende Mängel gab es nicht. Bis auf eine 8,3 wurden die anderen Spiele mit einer Note von 8,4 (das bedeutet „sehr gut“/d.A.) bewertet. Es muss natürlich auch darauf hingewiesen werden, dass die Schiedsrichter nicht umsonst in der jeweiligen höchsten Spielklasse Spiele leiten.

Werden ausschließlich Referees aus „fremden“ Kreisen beobachtet oder auch einheimische? Wenn ja, sehen Sie „Talente“?

In der Regionalliga werden ausschließlich Unparteiische eines anderen Landesverbandes beobachtet. Bei den Junioren kommt es schon mal vor, dass Referees aus dem eigenen Regionalverband beobachtet werden. Aufgrund der Anzahl an Beobachtungen außerhalb des Landesverbandes sind Beobachtungen in Thüringen in der Landesliga und Landesklasse eher selten. Wenn eine Beobachtung im eigenen Landesverband ansteht, werden Kandidaten grundsätzlich aus einem anderen Kreis beobachtet. Somit kann ich wenig zu etwaigen Talenten sagen. In Thüringen gibt es die „Rennsteiger-Gruppe“ unter Leitung von Sandy Hoffmann, in der sich die Talente aus Thüringen in regelmäßigen Abständen zu Lehrgängen treffen, zu der auch der 19-jährige Jenaer Konrad Schaarschmidt gehört, dessen Coach ich bin. Wir stehen vor und nach seinen Spielen in Kontakt. Es ist in Thüringen vorgesehen, wenn möglich, dass jeder Coach seinen „Schützling“ ein- bis zwei Mal in der Serie beobachtet.

Wie muss man sich Ihren Arbeitsaufwand und –umfang bei der Spielbeobachtung eines förderungswürdigen Referees vorstellen?

Mit der Information per Mail zirka zehn Tage vor dem zu beobachtenden Spiel, der offiziellen Ansetzung, geht’s los. Spiel annehmen, Vertrautmachen mit Spielort und Anreise planen. Diese erfolgt grundsätzlich am Spieltag. Der Beobachter muss rechtzeitig am Spielort (45 Minuten vor Spielbeginn) eintreffen, damit eine Begrüßung mit dem Gespann möglich ist. In diesem Zusammenhang erfolgt auch die zeitliche Abstimmung für die Spielanalyse mit dem Team nach dem Spiel. Während des Spiels werden eigene Aufzeichnungen gemacht, die zur Spielanalyse herangezogen werden. Nachdem der Referee seine administrativen Aufgaben nach dem Spiel erledigt hat, erfolgt in einem maximal 25-minütigem Gespräch die Spielauswertung zwischen Team und Beobachter. Zu Beginn des Gespräches erfolgt ein kurzes Feedback zum Spiel. Anschließend wird der allgemeine Eindruck dargelegt und Schlüsselszenen, positiv und negativ, im Spiel analysiert und aufgearbeitet, zu denen der Schiedsrichter auch zu Wort kommt. Natürlich beginnt man mit den positiven Dingen. Am Ende des Auswertungsgesprächs müssen alle Dinge angesprochen worden sein, die sich im Beobachtungsbogen dann wiederfinden.

Wie wird der doch immense Zeitaufwand einschließlich An- und Abfahrt und spätere Bewertung am PC honoriert?

Die Aufwandsentschädigung beträgt in Abhängigkeit der Spielklasse zwischen 25  Euro für eine Beobachtung im Landesmaßstab und 60 Euro für eine Beobachtung in den Bundesligen der Junioren und Frauen. Dazu kommt das Fahrgeld.

Einen großen zeitlichen Umfang nimmt doch auch die Einschätzung im DFB-net in Anspruch. Welche Kriterien sind zu bewerten und wie viele Stunden sitzen Sie daran?

In einem normalen Spiel muss der Beobachter im Gegensatz zu den Vorjahren von neun, nur noch vier Rubriken im Beobachtungsbogen ausfüllen (Beschreibung des Spiels, Zusammenfassende Bemerkungen und Verbesserungsvorschläge, Schiedsrichter-Assistent eins und zwei). Die restlichen Rubriken wie Regelanwendung, Disziplinarkontrolle, Persönlichkeit, Körperliche Verfassung, Zusammenarbeit mit den SRA müssen nur ausgefüllt werden, wenn es dadurch zu Auf- oder Abwertungen in der Benotung kommt. Der Zeitaufwand ist natürlich davon abhängig, wie das Spiel gelaufen ist und wieviel Rubriken dann auszufüllen sind. Da kann es schon vorkommen, dass das Schreiben der Beobachtung mehr als zwei Stunden dauert.

Hat Ihre Bewertung im Nachgang einen Einfluss auf künftige Spielleitungen des Referees?

Unsere Aufgabe als Beobachter ist es, die Leistungen der Schiedsrichter neutral zu bewerten, um dann dem Besten der jeweiligen Spielklasse am Ende der Saison den Aufstieg, unter Berücksichtigung weiterer Aspekte, in die nächsthöhere Spielklasse zu ermöglichen.

Dürfen Beobachter in den VIP-Bereich der Vereine? Wie ist die „Betreuung" ansonsten?

Natürlich ist es den Beobachtern gestattet, aufgrund der teilweise langen Fahrstrecken, zu Spielen der Regional-  und Oberliga, den VIP-Bereich der Vereine zu nutzen. Ansonsten erfolgt die Betreuung im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten der Vereine.

Foto: Jens Seeger aus Gera notiert sich beim Beobachten wichtige Situationen für die gemeinsame Auswertung. FOTO: MANFRED MALINKA

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